Von 1949 bis 1993 war die Kurrende der Kirchlichen Hochschule Naumburg der Studierendenchor einer theologischen Hochschule. In den wechselvollen Zeiten der Kirchliche Hochschule Naumburg (bis 1990: Katechetisches Oberseminar), an der Pfarrer und Katecheten für die evangelischen Kirchen in der ehemaligen DDR ausgebildet wurden, spielte der Chor eine wichtige Rolle. Die Gestaltung von Gottesdiensten, Geburtstagsständchen, Geselligkeit und Freude an der Musik waren für viele Studierende wichtig und blieben es auch in ihrem späteren Beruf.
In der DDR-Zeit existierte die Naumburger Hochschule halb-legal. Sie war ein geistiger und geistlicher Freiraum, in dem Theologie und unabhängiges Denken auf hohem Niveau erlernt und geübt werden konnten. 1990 bekam sie offiziell Hochschulstatus und wurde 1993 aus Geldmangel, und weil man den Sinn einer kirchlichen Theologenausbildung nicht mehr sah, durch die Evangelische Kirche der Kirchenprovinz Sachsen geschlossen.
In jenem Jahr wollten die Sänger*innen der Kurrende mit ihrem Leiter Michael Greßler eine Abschiedsreise unternehmen. Sie führte den Chor durch halb Deutschland und war derartig erfolgreich, dass sie im darauf folgenden Jahr wiederholt wurde. Bis zum Jahr 2019 fanden inzwischen nun schon 27 Chorfahrten statt.
Wer heute der Naumburger Kurrende begegnet, erlebt einen Chor von Sänger*innen zwischen 14 und über 50 Jahren – Ehepaare, Familien und viele Kinder. Was als Studierendenchor begonnen hatte, hat sich immer mehr zu einem vielfältigen Miteinander gewandelt. Der Chor hat es sich zur Aufgabe gemacht, musikalische Qualität, geistliche und menschliche Gemeinschaft und kirchliche Identität zu vereinen. Aus dem Hochschulchor ist ein Projekt- und Reisechor geworden, der sich zwei- bis dreimal im Jahr trifft: Im Sommer zur Chorreise und außerdem in der Passions- oder Osterzeit, in manchen Jahren auch am Reformationstag und zu anderen Anlässen. In den letzten 20 Jahren haben sich die Chormitglieder große Teile des a-capella-Repertoires der Chormusik angeeignet und auch mit namhaften Orchestern und Musikern Kantaten u. a. aufgeführt. Ein Höhepunkt der Chorarbeit war die Aufführung von J. S. Bachs Weihnachtsoratorium am 30. Dezember 2004 in Camburg.
Längst singen nicht mehr nur Absolvent*innen der Naumburger Hochschule in der Kurrende. Manche Sänger*innen sind andere Wege gegangen, neue sind hinzugekommen. Auch sind es nicht mehr nur Theolog*innen: Mittlerweile sind viele Berufsgruppen vertreten, und auch die Herkunft (Estland, Niederlande, Österreich) hat sich erweitert. Auf seinen Reisen kam der Chor in viele große und kleine Orte Deutschlands (u. a. Berlin, Bremen, Wuppertal, Heidelberg, Magdeburg, Hannover, Bamberg), in die Schweiz (Bern, Basel u.a.), nach Österreich (Graz u.a.) und in die Niederlande.
Auch unsere kleinsten gestalten die Gottesdienste, und ab und an auch Konzerte, musikalisch mit. Seit unsere Chorfahrten stattfinden gibt es auch einen Kinderchor. So wächst die nächste Generation in den Chor hinein. Schwerpunkte der Chorarbeit liegen in der Pflege der Thüringer Chormusik des 18. Jahrhunderts und in der Verbundenheit mit der musikalischen Tradition der Domstadt Naumburg, insbesondere mit ihrem langjährigen Domkantor KMD Reinhard Ohse und seinen Kompositionen, von denen mindestens eine in jedem Sommerprogramm der Kurrende erklingt. Außerdem widmet der Chorleiter Michael Greßler der Kurrende immer wieder auch eigene Kompositionen, die auf den Chorreisen erklingen.
Hörbeispiele finden Sie hier.